Besser Online- als Präsenzunterricht?
Sollte man mehr Online-Unterricht machen anstatt Präsenzunterricht?
Mit Online- oder Teleunterricht meine ich Unterricht über eine Videokamera. Die Teilnehmer sitzen dann Zuhause und schauen über den Bildschirm dem Lehrer beim Unterrichten zu.
Im Gegensatz dazu ist Präsenzunterricht, wenn alle Teilnehmer im Klassenzimmer sind und direkt mitbekommen, was der Lehrer sagt oder tut.
Wie so oft haben beide Alternativen ihre Vor- und Nachteile. Aber was spricht konkret dafür oder dagegen, mehr Unterrichtseinheiten über Videokonferenz anzubieten?
Argumente für Besser Online- als Präsenzunterricht? |
Argumente gegen Besser Online- als Präsenzunterricht? |
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Zeit sparenSowohl der Dozent als auch die Teilnehmer können von Zuhause Unterricht machen bzw. dem Unterricht folgen. Das kann enorm viel Zeit sparen, wenn man von weiter weg kommt. Und Zeit ist Geld. Wenn ich bspw. 2 Stunden pro Tag unterwegs bin, um zum Unterricht zu gelangen, und ich als Facharbeiter 80 EUR die Stunde kosten würde, dann wären das in der Woche 800 EUR Kosten, die eingespart würden. |
Weniger MotivationDie Motivation von Dozenten und Teinehmern leidet in den meisten Fällen. Nur, wer absoluter Digital-Learning-Verfechter ist, lässt sich davon nicht beirren. Aus meiner Erfahrung mit Hybridunterricht, kann ich folgendes sagen (Hybridunterricht bedeutet hier, dass ein Teil der Klasse im Klassenzimmer ist und der andere Teil Zuhause oder in einem anderen Klassenzimmer): Auch von den Teilnehmern kam des Öfteren die Rückmeldung, dass sie Präsenzunterricht dem Online-Unterricht vorziehen. Die Teilnehmer, die nicht vor Ort sein dürfen, fühlen sich schnell – besonders bei wichtigen... |
Kosten sparenMit Videounterricht kann man mehr Teilnehmer gleichzeitig erreichen. Es genügt also ein Dozent, dem zahlreiche Teilnehmer zusehen können. In ein Klassenzimmer passen meist nicht so viele (zahlende) Teilnehmer. Aber auch die Teilnehmer sparen Geld, weil sie nicht zum Ort des Unterrichts fahren müssen. So sparen sie Fahrtkosten und meist auch Verpflegungskosten. |
Emotionale Bindung geringerAus meiner Erfahrung heruas kann ich sagen, dass Dozenten mit Online-Unterricht eher unzufrieden sind. Hier einige Beispiele: Häufig wurde bemängelt, dass man als Trainer keinen richtigen Zugang zu den Teilnehmern findet. Man kann ihnen nicht direkt in die Augen schauen, sie abholen und mitnehmen. Es gibt kaum bis keine proaktiven Rückmeldungen durch die weiter entfernten Teilnehmer; ebenso keine Resonanz, über die man einschätzen kann, wie der vermittelte Stoff bei den Rezipienten angekommen ist. Dies mindert auch die Lehrqualität. Man sieht nicht, ob es verstanden wurde oder... |
InteraktionsmöglichkeitenIm direkten Präsenzunterricht können Lernende Fragen stellen, direkt mit dem Lehrer interagieren und auch mit ihren Mitschülern zusammenarbeiten. Diese Interaktionen können spontan und informell sein und den Lernprozess positiv beeinflussen. In einer Webcam-Umgebung können Interaktionen etwas strukturierter sein und häufig über Chat oder andere Online-Tools erfolgen. Dadurch sind manche Formen der Interaktion eingeschränkt, was negative Auswirkungen auf die Lernerfahrung hat. Beispiel: Ein Dozent wirft einen kleinen Softball zu seinen Schülern, wenn er ihnen das Wort erteilt.... |
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Paraverbale KommunikationParaverbale Elemente beziehen sich auf die Art und Weise, wie etwas gesagt wird, einschließlich der Tonlage, Betonung, Geschwindigkeit und Lautstärke der Stimme. Diese Faktoren können in E-Learning-Formaten möglicherweise nicht so klar oder nuanciert übermittelt werden wie im Präsenzunterricht. |
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Nonverbale KommunikationIm direkten Präsenzunterricht können nonverbale Signale wie Körpersprache, Mimik und Gestik besser erfasst werden, da die Lehrkraft physisch anwesend ist. Diese nonverbalen Elemente können zusätzliche Informationen und Bedeutung zur gesprochenen Sprache hinzufügen und das Verständnis verbessern. In einer Webcam-Umgebung ist die nonverbale Kommunikation oft begrenzt, da nur ein begrenzter Teil des Lehrers sichtbar ist, was potenziell zu einem geringeren Grad an emotionaler Verbindung führen kann. Stichwort: McGurk-Effekt |
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technische ProblemeE-Learning setzt eine zuverlässige Internetverbindung und den Zugang zu entsprechender Technologie voraus. Technische Probleme oder mangelnde technische Kenntnisse können die Lernumgebung beeinträchtigen. Sowohl Dozent als auch Teilnehmer müssen sich mit aufkommenden technischen Problemen, die niemand vorhersagen kann, herumschlagen - egal, wie gut man sich vorbereitet, es kann immer noch mehr schiefgehen als im Präsenzunterricht. Ein ganz großes Problem ist der Ton. Es geht so viel Informationsgehalt verloren, wenn der Ton schlecht ist und die Aufmerksamkeit leidet. Aber auch... |
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Probleme mit Selbstregulation und DisziplinOnline-Unterricht erfordert eine höhere Selbstregulierung und Disziplin von den Lernenden, da es weniger Struktur und direkte Anleitung durch den Lehrer geben kann. Dies kann für einige Lernende eine Herausforderung darstellen. Insbesondere zu Hause zu sitzen und sich die ganze Zeit zu denken, ich könnte jetzt nebenbei ein Computerspiel zocken oder was Essen, schränkt schon die Aufmerksamkeit ein. Auch die Versuchung, aufzustehen und etwas Anderes zu machen wie auf Toilette zu gehen drängt sich stärker auf. |
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Mangel an sozialer InteraktionE-Learning kann weniger Möglichkeiten für soziale Interaktion bieten, was sich negativ auf die Motivation und den Lernerfolg auswirken kann, insbesondere für Lernende, die stark von sozialen Kontakten profitieren. Bei Kindern gab beobachtbare Veränderungen im Gefühlsleben bis hin zu vermehrt aufgetretenen Depressionen während der Corona-Lockdowns. Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen haben dazu geführt, dass Kinder weniger soziale Interaktionen hatten, was zu Gefühlen von Einsamkeit und Isolation führen kann. |