Wie “gendergerecht” ist Gendersprache?

Wie “gendergerecht” ist Gendersprache?

Sie werden in diesem Artikel lesen:

  • warum Gendergegner unempathisch sind und
  • warum Gendersprache ungerecht und diskriminierend ist

Wer Gendersprache benutzt, hat fast immer Gutes im Sinn und möchte in unserer Gesellschaft etwas verbessern. Gendernde Menschen sind also grundsätzlich gute Menschen. Niemand, der gendert, möchte damit bewusst Andere diskriminieren – ebenso wie Gegner der Gendersprache. Klingt erstmal wenig überzeugend? Lies weiter!

Inhalt

Genderfans und Gendergrummel

Man kann die Menschen beim Thema Gendern grob in zwei Kategorien – mit den Spitznamen “Genderfans” und “Gendergrummel” – einteilen:

  1. Befürworter der gendergerechten Sprache wollen etwas verändern – und zwar die Gesellschaft für alle zu einem angenehmeren Ort. Sie haben Gutes im Sinn und sie fühlen emotional, dass es richtig ist, was sie tun.
  2. Bei Gegnern der Gendersprache entsteht zunächst emotionale Ablehnung, die sie mit kognitiven Argumenten zu erklären versuchen. Sie wollen aus ihrer Sicht bedrohliche Veränderungen für die Gesellschaft und sich selbst abwehren und wissen kognitiv, dass es richtig ist, was sie tun.

Sehr wahrscheinlich findest du dich durch eine der beiden Kategorien angesprochen. Im Grunde will also jeder das Gleiche: bessere Lebensbedingungen in der Gesellschaft. Dementsprechend ist keine Seite per se “böswillig” oder “diskriminierend”.

Unterschiede gibt es aber in der Vorstellung, WIE eine sprachlich gerechte Gesellschaft aussieht. Und man kann eine Trennlinie ziehen zwischen eher emotional und kognitiv gesteuerten Verfechtern ihrer Lager.

Anmerkung: Diese Trennung ist (noch) nicht durch wissenschaftliche Untersuchungen belegt und psychologisch rein durch “Augenscheinvalidität” validiert. Dennoch kann sie eine wichtige Stütze bei der Lösung oberflächlich starrer “Kampfpositionen” herstellen.

Schlechte Nachrichten – für Genderfans UND Gendergrummel

Ihr seid nicht die besseren Menschen und ihr benutzt (aus einer Perspektive, die wir später noch besprechen) beide eine diskriminierende Sprache! Es ist offensichtlich – und hier kann man sich auf Studien berufen:

Vordergründig hat also niemand Recht. Man muss dabei tiefer in die Argumente einsteigen. Und hier gibt es zahlreiche Argumente für beide Seiten. Es gibt dabei gute und schlechte Argumente – aber das entscheidet Jeder individuell.

Was man jedoch unbedingt tun sollte ist, mit Irrtümern aufzuräumen. Denn nichts ist peinlicher beim Verfechten der eigenen Position, wenn das Argument als Fundament nur luftleeren Raum besitzt. Und hier müssen erstmal die Gegner der Gendersprache stark sein:

Gender-Gegner sind unempathisch

Seid doch mal ehrlich: Euch ist die Berücksichtigung von Transgendern nicht so wichtig. Ihr seid zumindest für diese Bevölkerungsgruppe nicht so empathisch wie gendernde Menschen. Ihr legt mehr Wert auf eher unemotionale Dinge wie Sprachfunktion und -ästhetik.

Eure Argumente zielen eher auf Analysieren und Verstehen der Situation in technischem Hinblick ab; aber damit werdet ihr niemals emotional überzeugte Befürworter erreichen können. Ein Zusammenfinden ist so nicht möglich.

Die Nutzer der “geschlechtergerechten Sprache” kämpfen für eine bessere Welt, weil sie emotional davon überzeugt sind. Und diese Überzeugung ist fest verankert. Aber auch das birgt Gefahren – und hier müssen jetzt vor Allem die Gendersprache-Befürworter stark sein:

Vorsicht: Gender-Falle!

Wenn die Menschen beim Gendern mehr an Frauen als an Männer denken (s. oben), ist das nicht gerecht. Es ist eher das Gegenteil von einer gleichen sprachlichen Sichtbarkeit aller Geschlechter.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, warum die Minderheit der Transgender (>1%) in gleichem Maße sprachlich berücksichtigt werden soll wie Männer und Frauen.

Das Grundbestreben “Gleichheit” der Gendersprache wird schlicht verfehlt. Wenn man gendert kann man also nicht von “gendergerechter Sprache” sprechen. Wer dies weiß und trotzdem tut, begibt sich damit bewusst in die gedankliche Nähe des radikalen Feminismus, der u. A. wissentlich das Weibliche besserstellen und das Männliche sprachlich benachteiligen will.

Gendersprache diskriminiert insbesondere Männer

Aber das ist noch nicht alles. Folgende Aspekte werden auch oft übersehen:

  • Beim Sprechen mit Gendersprache werden Männer und Transgender diskriminiert: Wenn privat oder in Radio und Fernsehen Gendersprache benutzt wird, geht zu oft der Genderstern inklusive Glottisschlag unter. Hörbar wird dann nur noch die weibliche Form.
  • Wegfall der männlichen Form: Sehr geehrte Kolleg*innen – zu viele Wörter bestehen gegendert nur noch aus Wortstamm, dem Genderstern für Transgender und der Endung “innen” für Frauen. Die männliche Form ist hier gar nicht sichtbar.
  • Gendersprache radikalisiert sich: Städte wie Freiburg nutzen in Jobanzeigen nur noch die weibliche Form. Männer werden dadurch sprachlich und gedanklich auf dem Abstellgleis vergessen. Ein weitere Eskalation stellt das Justizministerium unter Führung von Christine Lambrecht dar – es verfasste ein Gesetz nur in weiblicher Form.

Irreführendes Argument: Man “denkt” mehr an Männer oder Frauen

Die oben zitierten Untersuchungen zeigen, dass man mit bzw. ohne Gendersprache mehr an Frauen bzw. Männer denkt. Hier steckt jedoch ein übersehener Fehler im Untersuchungsdesign (Quelle):

  1. Die Forscher präsentieren den Versuchspersonen einen Satz wie bspw.”Die Konzert-Zuhörer waren schon vor Ort” oder “Die Konzert-Zuhörer*innen waren schon vor Ort“.
  2. Dann einen weiteren Satz wie bspw.: “Man konnte sehen, dass ein Teil der Männer gelangweilt war” oder “Man konnte sehen, dass ein Teil der Frauen gelangweilt war“.
  3. Und dann wurden die Versuchspersonen gefragt, ob der zweite Satz eine sinnvolle Ergänzung des ersten Satzes darstellt.
  4. Zusätzlich wurden inkompatible zweite Sätze (bspw. unpassendes Wetter oder Geschlecht) induziert, um das Nachdenken über die Ergänzungen zu triggern (das ist schon das erste Problem, denn im normalen Sprachgebrauch denken wir so nicht nach).
  5. Dann wurde die Zeit gemessen, wie lange die Probanden benötigten, um ihre Entscheidung zu treffen (ob die zweiten Sätze sinnvolle Ergänzungen sind).
  6. Als Ergebnis erhielt man, dass der Genderstern Männer gedanklich benachteiligt und zu längerem Überlegen führt sowie, dass das generische Maskulinum gedanklich Frauen benachteiligt.

Leider sind diese Ergebnisse aber nicht auf die Realität übertragbar, denn beim Sprechen denken wir nicht über die Geschlechter nach – im Gegenteil, das generische Maskulinum repräsentiert eben kein Geschlecht. Und wir werden auch nicht mit falschen Satzfortführungen konfrontiert, die eben das Nachdenken anstoßen sollen. Die Schlussfolgerung, dass man mehr an Frauen bzw. Männer denkt, ist also nur für dieses Experiment haltbar. Es ist nicht auf die Realität übertragbar.

Bitte

Zum Schluss sei gesagt, dass Jeder Mensch selbst bestimmen darf, wie er spricht. Aber man sollte Andere damit nicht belästigen. Die eigene Freiheit endet dort, wo die der Anderen eingeschränkt wird. Welche Einstellung auch immer ihr unterstützt – drängt eure Sichtweise den Anderen nicht auf, dann können sich die Emotionen auf beiden Seiten etwas legen und beide Lager können in Zukunft vielleicht eine Lösung finden, die für Alle akzeptabel ist.

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