E-Learning
Mit E-Learning (auf Deutsch etwa: Online-Lernen) bezeichnet man allgemein alle Möglichkeiten, mit denen man über das Internet etwas lernen kann.
Eine weiter gefasste Definition schließt nicht nur das Internet, sondern auch noch alle anderen Medien wie Radio, Fernsehen, Computerprogramme etc. mit ein. Hier wollen wir aber nur auf die Möglichkeiten des Online-Lernens eingehen – also über das Internet.
Seit mehreren Jahren wird E-Learning als Inbegriff des Fortschritts beim Lernen gesehen. Die Möglichkeiten, mit Medien zu lernen, seien demnach scheinbar unbegrenzt. Die reale Entwicklung hinkt jedoch den Vorstellungen hinterher: Auch wenn es von lehrreichen Websites über Lernvideos bis hin zu ganzen Online-Studiengängen Einiges an Angeboten gibt – Der Unterricht in Schule, Ausbildung und Hochschule läuft fast ausschließlich über Präsenzveranstaltungen. Sind die Vorstellung von den Möglichkeiten des E-Learnings also überzogen?
Sollte man vielleicht objektiver auf das Thema blicken und den Präsenzunterricht vorziehen? Wir so oft wird sich eine fundierte Beantwortung der Frage wohl wieder irgendwo dazwischen finden. Und die Antwort wird lauten: Auf eine gelungene Mischung kommt es an. Eine Mischung, bei der nichts von vornherein abgelehnt, sondern nur nach dem größtmöglichen Erfolg für die Beteiligten gesucht wird.
Hier soll nun erörtert werden, welche Vor- und Nachteile Onlinelernen für unsere Gesellschaft einerseits sowie für Unternehmen und Bildungsinstitutionen andererseits hat.
Argumente für E-Learning |
Argumente gegen E-Learning |
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TeilnehmerorientierungIm E-Learning konzentriert sich die Abstimmung auf den einzelnen Lernenden, da jeder Einzelne im Online-Raum keine Kompromisse mit anderen Lernenden eingehen muss: Jeder kann sich kleiden, wie er möchte. Man hat keinen Konkurrenzdruck: Zum Beispiel, etwas nicht zu verstehen, was der Schlaue aus der ersten Reihe sicher wieder versteht. Und man wird nicht durch Fragen und abschweifende Gedankengänge der anderen Teilnehmer aus dem Stoff und der Konzentration darauf gerissen. Man hat selbst in der Hand, welche Inhalte man wann ansieht und kann so vollkommen bei sich selbst bleiben. Das ist Te... |
InformationsflutDas Internet stellt zu jedem nur erdenklichen Thema eine wahre Flut an Informationen zur Verfügung. Im Online-Lernen wird man so mit einer riesigen Fülle an Informationen versorgt die unterschiedliche Qualität besitzen. Um effektiv mit der Informationsflut umgehen zu können werden Fähigkeiten benötigt um für das Lernthema relevante Informationen herauszufiltern. Doch kann diese Fähigkeit bei allen vorausgesetzt werden? |
Chancen für zurückhaltende MenschenEs gibt überall stille und zurückhaltende Menschen. Diese trauen sich weniger, vor anderen Menschen ihre Meinung zu sagen. Daher sind sie im Unterricht oder in Seminaren sehr still und leisten kaum Beiträge. Dadurch bekommen sie nicht selten schlechte mündliche Noten schon in der Schule. Und hier liegt ein großer Vorteil des E-Learnings: Jeder Teilnehmer kann gleichberechtigt Beiträge verfassen - zum Beispiel im LMS moodle. Das Schreiben von Antworten oder Fragen in so einem Learning Management System ist viel leichter für schüchterne Personen als das Mitdiskutieren im Präsenzplenum. ... |
Ständige VerfügbarkeitWenn man online kommuniziert oder lernt, gibt es kein Ende. Keine Zeit, in der man sagen kann, jetzt ist der Unterricht vorbei, jetzt kann ich nach Hause und habe meine Ruhe. Denn es kann immer ein neuer Beitrag gepostet werden. Man hat immer das Gefühl, dass etwas vor sich geht, was man vielleicht mitbekommen sollte. Selbst kurz vor dem Schlafengehen denkt man sich, "jetzt schau ich halt nochmal kurz, ob es etwas Neues gibt". Manche benutzen sogar ihr Tablet oder Smartphone, um noch im Bett die neuesten Beiträge abzurufen. Das setzt Online-Lernen unter ständigen Druck und kann nicht... |
Chance für beeinträchtigte MenschenInhalte können online besser für beeinträchtigte Menschen aufbereitet werden. Das fängt schon damit an, dass sich bspw. blinde Menschen den Inhalt von Webseiten mit einem Screenreader vorlesen lassen können - was mit einer analogen Zeitung nicht möglich war und ist. Aber auch taube oder stark hörgeschädigte Menschen haben den Vorteil, dass online Vieles visuell abläuft: Chats in Textform oder Skype und Youtube-Videos mit Gebährdensprache. Oder sie können die Lautstärke aufdrehen. Dadurch sorgt computervermittelte Kommunikation (e-learning) ein wenig für Chancengleichheit. |
Praktische Tätigkeiten sind schwer vermittelbarEs ist schwierig, über das Internet praktische Handgriffe zu lehren. Ob es nun ein Erste-Hilfe-Kurs ist, bei dem man einer Puppe auf den Brustkorb drücken muss oder ein Bäckerkurs, der zeigt wie man eine Brezel richtig legt. Wenn der Anleiter direkt daneben steht, ist das besser - man kann direkt mit den Materialien üben und die Bewegungsabläufe koordinieren. Und: Ohne die richtigen Materialien (Puppe) hat es von vornherein schon keinen Sinn, E-Learning für praktische Tätigkeiten einzusetzen. Damit fallen die Einsatzmöglichkeiten von Online-Lehren und -Lernen bei allen handwerklichen... |
Weniger Verlust von offenen FragenDa "online" am Computer heute fast immer verfügbar ist, kann man auch eine spontan auftretende Frage sofort beantworten. Musste man früher während des Studiums seine Kommilitonen fragen oder bis nächste Woche warten, um dem Dozenten die wichtigen Fragen zu stellen, kann man heute mit nur einigen Klicks das Internet durchsuchen und bekommt oft eine zufriedenstellende Antwort. So das Wissen upgedated kann man dem Lernstoff wieder besser folgen. |
Fehlende Computer-LiteracyManchmal stellen Computer unüberwindbare Hürden für die Kommunikation dar. Manche Menschen haben eine Abneigung gegen sie, benutzen sie zu selten oder verstehen sie erst gar nicht. Diese Menschen haben einen ungleich schwereren Zugang zur Online-Kommunikation und Online-Lernen. Das ist ungerecht gegenüber denjenigen, die nicht mit technischen Mitteln aufgewachsen sind und schränkt die Möglichkeiten von E-Learning auf breiter Front enorm ein. |
Einüben gefährlicher SituationenWenn man Personen gefährliche Handgriffe zunächst über Computer vermittelt, setzt man sie nicht gleich der Gefahr des Scheiterns und somit von Verletzungen oder Schlimmerem aus. Bspw. wurden schon während des Vietnam-Kriegs Computersimulationen entwickelt, um die amerikanischen Soldaten bei Feindkontakt darin zu schulen, abzudrücken und Menschen zu erschießen. Auch danach konnten Soldaten am Bildschirm mit immer besseren Simulationen das Schießen erproben - und dabei sogar reale Schmerzen erleben, wenn sie einen Fehler machen. Ein anderes Beispiel ist ein Flugsimulator, der Pilote... |
VerbindungsproblemeAnders als in der direkten Kommunikation können Verbindungsprobleme auftreten und eine Kommunikation erschweren oder gar unmöglich machen. Vor Allem, wenn die WLAN-Netzwerke immer komplexer werden und nur noch ein Fachmann eine Reparatur/Einrichtung bewerkstelligen kann, muss man mitunter tagelang auf die nächste Kommunikationsmöglichkeit warten. |
Entfernung von EmotionenMan weiß, dass ein Großteil der Kommunikation mit unseren Mitmenschen nicht auf dem gesprochenen Wort basiert, sondern auf den Emotionen, die über Gestik, Mimik und Proxemik transportiert werden (Der Ton macht die Musik). Aber im Online-Bereich werden eben diese, für den lernenden Austausch überflüssigen, "soft facts" herausgefiltert. Denn in den geschriebenen Worten steht meist nur die pure Information (mit Ausnahme von Smileys). Und Emoticons bieten hier sogar die Chance für sozial unsichere Menschen, Emotionen dort auszudrücken, wo sie sich in der Gegenwart Anderer nicht mal eine... |
Zwischenmenschliche Kommunikation wird erschwertJeder kennt die Tücken von Kommunikation. Oft treten Missverständnisse auf und man streitet sich über Dinge, über die man im Kern eigentlich die gleiche Meinung hat. Die Wahrscheinlichtkeit, das solche Missverständnisse auftreten, wird aber noch erhöht, wenn ein zusätzliches Medium zwischengeschaltet ist und Mimik und Gestik die dahinter liegenden Emotionen noch schlechter transportieren können. Es kommt zu mehr Missverständnissen über Online-Kommunikation. Und das kann dem gesamten Lernprozess schaden. |
Komprimierte InhalteWenn wichtige Seminare oder Vorlesungen ins Netz gestellt werden, können sie komprimiert werden. Das bedeutet, dass sie entweder zuerst zurechtgeschnitten und dann hochgeladen werden; oder, dass man selbst nur die bedeutenden Inhalte liest bzw. sieht. Dadurch fallen zum Beispiel bei Vorlesungen überflüssige Diskussionen oder Zwischenfragen weg und man kann sich besser auf den Lernstoff fokussieren. Durch das Bereitstellen von Lerninhalten über das Internet besteht also die Möglichkeit, Veranstaltungen komprimierter und damit für den Lernenden relevanter und besser zu gestalten. |
Aufwändige Erstellung von LernunterlagenDamit die Lernunterlagen den Lernenden auch wirklich erreichen, müssen sie recht mühsam produziert werden. Man muss einerseits den Wegfall der zwischenmenschlichen Transportmöglichkeiten von Inhalten bedenken. Das ist sehr gravierend, da durch unsere Stimme, unsere Ausstrahlung, die Atmosphäre im Lernraum etc. erst eine gute Lernumgebung geschaffen wird. Und andererseits muss man die technischen Umsetzungen planen und durchführen (lassen). So meint ein Kollege ganz richtig: "Als Darstellungsform ist sicherlich eine multikodierte mit (bewegten) Bildern, Texten, Audio und je nach... |
UnabhängigkeitOb Videokonferenzen über Skype zwischen Deutschland und Australien oder Online-Seminare, zu denen sich weltweit Teilnehmer einwählen können - computervermittelte Kommunikation ist unabhängig von örtlichen Gegebenheiten und bereichert dadurch (potenziell) überall auf der Welt die Kommunikation - sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich und der Ausbildung/dem Studium. Nehmen wir als Beispiel eine Vorlesung in der Uni: Wenn diese Vorlesung auf Video gebannt und ins Netz gestellt wird, kann sie sich jeder Student ansehen, wann und wo er möchte. Ist man also einmal krank oder an... |
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Begleitung von LernprozessenAls Lehrer kann man seine Schüler direkt bei ihren Lernprozessen beobachten, indem man ihre Fragen, Antworten und sonstigen Nachrichten in sozialen Netzwerken, Chats oder LMS mitliest. Man kann korrigierend eingreifend und den Austausch in Lerngruppen organisieren und antreiben. |