Die Verlaufsform ist meistens falsches Deutsch

Mit Verlaufsform oder Gerundium ist das gemeint, was jetzt gerade – in diesem Moment – getan wird. Man lenkt damit die Aufmerksamkeit auf die jetzt gerade momentan ausgeführte Tätigkeit. Damit kann man besser unter mehreren Optionen unterscheiden oder einfach die Tätigkeit in den Vordergrund stellen. Beispiele:

  • Der schlafende Hund –> meint den Hund, der gerade schläft.
  • Die lachende Frau finde ich attraktiv –> Das könnte helfen, wenn mehrere Frauen anwesend sind und man die Aufmerksamkeit auf die Frau lenken will, die grade lacht.
    • Falsch wäre aber, wenn die Frau aufhört zu lachen und man eine Minute später sagt: die lachende Frau finde ich attraktiv. Denn dann lacht die Frau nicht mehr – das macht keinen Sinn.
  • Die Forschenden sind sehr konzentriert –> Die Forscher sind jetzt gerade dabei, ihre Forschung auszuführen – untersuchen bspw. ein Tier – und konzentrieren sich dabei sehr.
    • Falsch wäre: Die Forschenden stellen ihre Ergebnisse vor. Denn sobald sie ihre Ergebnisse vorstellen, sind sie “die Vorstellenden” oder einfach die Forscher. Man kann nicht gleichzeitig forschen und Ergebnisse vorstellen.

Wenn ein Unternehmen also von “Mitarbeitenden” statt von “Mitarbeitern” spricht, dann macht es damit gleich mehrere Fehler. Bspw. denkt man dabei eher an die Arbeit als an die Menschen. Beispielsatz:

– Die Mitarbeitenden haben sich im Dezember zur Weihnachtsfeier getroffen.

Damit sagt das Unternehmen aus:

  1. es ist wichtiger, dass das Berufsleben der Menschen bzw. die gerade ausgeübte Rolle (Mitarbeitende) in den Vordergrund gestellt wird und nicht die Menschen selbst, die Berufs- und Privatleben haben (Mitarbeiter).
  2. Und man geht davon aus, dass die Menschen zu der erwähnten Zeit gerade gearbeitet haben. Was aber nicht der Fall ist, wenn sie sich im Dezember zum Feiern getroffen haben. Wenn man unbedingt die Verlaufsform nehen will, müsste man die Feiernden sagen. Aber dann fällt wieder die Information unter den Tisch, dass es die Mitarbeiter des Unternehmens sind.

Und es ist sehr zum Fremdschämen, wie selbst etablierte Medien aus dem Öffentlich-Rechlichen Bereich diese einfachen grammatikalischen Regeln nicht beherrschen. Und das sollen ausgebildete Journalisten sein, die mit Rechtschreibfehlern und Grammatikfehlern arbeiten? Außer sie sind sich dessen bewusst und machen es aus ideologischen Gründen – was aber noch schlimmer wäre!

neffetshd