Ignorieren der wahren Probleme
Es ist leicht, einen Straftäter wegzusperren. Viel schwerer ist es hingegen, zu ergründen, warum dieser Mensch straffällig geworden ist. Und noch schwerer ist es, die zugrunde liegenden, familiären oder gesellschaftlichen Probleme zu lösen.
Deshalb macht es sich der Staat leicht, indem er die Symptome der krankenden Gesellschaft entfernt, indem er Straftäter wegsperrt. Aber die Ursachen werden ignoriert. Kann es nicht sein, dass Überfälle umso mehr zunehmen, desto weniger Geld die Menschen verdienen? Kann es nicht sein, dass die Einkommen so unfair verteilt sind, dass in Armut lebende Menschen keinen anderen Ausweg mehr sehen?
Ist es nicht möglich, dass Familienväter mit ihrer Situation überfordert sind, weil der Staat sie im Stich lässt? Und könnte es sein, dass er deshalb seine Kinder schlägt, die später zu gewaltbereiten Schlägern werden?
Es gibt genügend Beispiele, eigentlich steckt hinter jeder Straftat ein tiefgreifendes gesellschaftliches Problem. Und somit könnte jede Straftat verhindert werden – sogar zukünftige Straftaten – wenn die gesellschaftlichen Probleme behoben werden. Aber da traut sich die Politik nicht ran: zu mächtig sind die Reichen, zu gering ist der Lohn der 4jährigen Regierungszeit.
Die Haftstrafe wird deshalb weiterhin der Ausdruck einer Symptombekämpfung sein, unter dem diejenigen leiden, die aus der Reihe tanzen. Damit kann man Aktionismus zeigen – dass man etwas unternimmt. Und die Menschen sind zufrieden, weil ihre Rachegelüste befriedigt werden. Die wahren Probleme aber bleiben und werden für immer für weiteren Nachschub in diesen unheiligen Kreislauf sorgen.
Zivilisiert wäre die Abschaffung der Freiheitsstrafe allemal.